Archäologische Funde in Braunschweig: Einblicke in die Vergangenheit

Braunschweig, eine Stadt mit einer reichen Geschichte, ist ein bedeutendes Zentrum archäologischer Entdeckungen. Von den frühesten menschlichen Siedlungen bis hin zu mittelalterlichen Stadtentwicklungen bieten die Funde in dieser Region faszinierende Einblicke in vergangene Epochen. Dieser Artikel beleuchtet einige der bemerkenswertesten archäologischen Entdeckungen in Braunschweig und zeigt, wie sie unser Verständnis der Geschichte erweitert haben.

Wichtige Erkenntnisse

  • Braunschweig war bereits in der Steinzeit besiedelt, wie Funde von Neandertalern und ihren Werkzeugen belegen.
  • In der Bronzezeit war die Region ein Zentrum für Salz- und Pökelfleischproduktion.
  • Mittelalterliche Ausgrabungen im Lübecker Kaufleuteviertel bieten detaillierte Einblicke in das städtische Leben dieser Epoche.
  • Römische Artefakte in Braunschweig zeugen von Handelsbeziehungen und kulturellem Austausch mit dem Römischen Reich.
  • Moderne Ausgrabungen und Forschungsprojekte seit 1998 haben das Wissen über die archäologische Geschichte der Region erheblich erweitert.

Frühe Besiedlung und Steinzeitfunde

Neandertaler in Braunschweig

Die Region um Braunschweig war bereits in der Steinzeit besiedelt. Funde von Werkzeugen und Alltagsgegenständen belegen die Anwesenheit von Neandertalern. Diese frühen Menschen hinterließen Spuren, die bis heute untersucht werden.

Werkzeuge und Alltagsgegenstände

Archäologische Ausgrabungen haben eine Vielzahl von Werkzeugen und Alltagsgegenständen zutage gefördert. Dazu gehören:

  • Steinbeile
  • Keramikfragmente
  • Jagdwaffen

Diese Funde geben Einblicke in das tägliche Leben und die handwerklichen Fähigkeiten der Steinzeitmenschen.

Schädeloperationen der Steinzeitmenschen

Ein besonders faszinierender Aspekt der Steinzeitfunde sind die Hinweise auf Schädeloperationen. Diese Eingriffe, die als Trepanationen bekannt sind, zeigen das medizinische Wissen und die chirurgischen Fähigkeiten der damaligen Zeit.

Die archäologischen Funde in Braunschweig bieten einen einzigartigen Einblick in die frühe Besiedlung und das Leben in der Steinzeit. Sie zeigen, wie fortschrittlich und anpassungsfähig die Menschen bereits vor Tausenden von Jahren waren.

Bronzezeitliche Entdeckungen

Salz- und Pökelfleischproduktion

Die Bronzezeit in der Region Braunschweig war geprägt von bedeutenden Fortschritten in der Lebensmittelverarbeitung. Besonders hervorzuheben ist die Entdeckung von spätbronzezeitlichen Gargruben zur Schweinefleischverarbeitung. Diese Funde geben uns wertvolle Einblicke in die damaligen Techniken der Konservierung und Lagerung von Lebensmitteln.

Siedlungsstrukturen

Erste Hinweise auf das Leben in der Bronzezeit um 900 v. Chr. bei Watenstedt gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 1901 wurde dort ein gegossenes Bronzebecken entdeckt, gefolgt von weiteren Funden in den folgenden Jahren. Diese Entdeckungen lassen auf komplexe Siedlungsstrukturen schließen, die sich durch die Bronzezeit hindurch entwickelten.

Handelswege und Austausch

Die Region Braunschweig war in der Bronzezeit ein wichtiger Knotenpunkt für Handelswege. Funde von Bronzebecken und anderen Artefakten deuten auf einen regen Austausch mit benachbarten Regionen hin. Diese Handelsbeziehungen ermöglichten nicht nur den Austausch von Waren, sondern auch von kulturellen Techniken und Wissen.

Die kontinuierliche Forschungsarbeit hat es ermöglicht, den genauen Ort zu lokalisieren, an dem ein 1903 gefundenes Bronzebecken ca. 2.900 Jahre zuvor vergraben worden war. Dies zeigt die Bedeutung der Region als archäologischer Fundort.

Mittelalterliche Stadtentwicklung

Die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen sind bemerkenswert: Die im 12. Jahrhundert v. Chr. gegründete Außensiedlung ist der älteste Nachweis einer stadtähnlichen engen Bebauung in Mitteleuropa. Das Areal war außerdem nicht nur ein einfaches Siedlungsgebiet, sondern vielmehr eine Unterstadt. Diese Unterstadt beherbergte vermutlich bis zu 500 Personen, was für damalige Verhältnisse eine enorme Zahl darstellt. Die Ausgrabungen im Lübecker Kaufleuteviertel bieten einen Einblick in die Lebenswelt des mittelalterlichen Menschen, wie es zuvor nicht in der Fülle und in so kurzer Zeit möglich war.

Der Burggraben und der Burgwall dokumentieren nicht nur die mittelalterliche Nutzung des Areals, sondern auch eine frühere Nutzung, wie zum Beispiel Verhüttungsplätze mit Rennfeueröfen der ausgehenden Römischen Kaiserzeit (180 bis 375 nach Christus). Auch wurde eine Siedlung der Linienbandkeramikkultur entdeckt (5500 bis 4500 vor Christus). Zahlreiche Siedlungsfunde und -befunde des Neolithikums – Hausstrukturen, Steinbeile, Keramik – bis ins Mittelalter – Öfen, Brunnen, Armbrustbolzen, Hufeisen, Sachsenpfennigobol – wurden freigelegt.

Die Gewässernähe erlaubte feuerintensives Handwerk; zahlreiche Feuerstellen und Herdbereiche wurden bei der Ausgrabung erfasst. Während der Römischen Kaiserzeit entstand eine große Ansiedlung. Mehrere in Pfostenbauweise errichtete Gebäude wurden dokumentiert. Kleine Weiler sind für das Frühmittelalter (8. bis 10. Jahrhundert nach Christus) nachgewiesen.

Die Ausgrabungen bringen einen Einblick in die Lebenswelt des mittelalterlichen Menschen, wie es zuvor nicht in der Fülle und in so kurzer Zeit möglich war. An den Ergebnissen der Ausgrabungen des Lübecker Kaufleuteviertels wird eine Reise in die Vergangenheit bis auf die Mikroebene dargestellt, mit denen spannende Geschichten aus der Zeit der Hanse erzählt werden können.

Funde aus der Römerzeit

Römische Artefakte in Braunschweig

In Braunschweig wurden zahlreiche Artefakte aus der Römerzeit entdeckt, die einen tiefen Einblick in das Leben und die Kultur dieser Epoche geben. Besonders bemerkenswert sind die Funde von Rennfeueröfen, die auf eine intensive Metallverarbeitung hinweisen. Diese Öfen stammen aus der ausgehenden Römischen Kaiserzeit (180 bis 375 nach Christus) und belegen die technische Fortschrittlichkeit der damaligen Bewohner.

Einfluss der Römer auf die Region

Die Römerzeit hinterließ deutliche Spuren in der Region Braunschweig. Die Nähe zu Gewässern ermöglichte feuerintensives Handwerk, was durch zahlreiche Feuerstellen und Herdbereiche belegt ist. Mehrere in Pfostenbauweise errichtete Gebäude wurden dokumentiert, die auf eine große Ansiedlung während der Römischen Kaiserzeit hinweisen.

Handelsbeziehungen und kultureller Austausch

Die Funde aus der Römerzeit zeigen auch, dass es umfangreiche Handelsbeziehungen und kulturellen Austausch gab. Die Region war seit spätestens 2000 vor Christus immer wieder besiedelt, was durch das reichhaltige Fundmaterial belegt wird. Diese Handelsbeziehungen trugen zur kulturellen Vielfalt und zum wirtschaftlichen Wohlstand der Region bei.

Die archäologischen Funde aus der Römerzeit in Braunschweig sind ein beeindruckendes Zeugnis für die historische Bedeutung der Region und bieten wertvolle Einblicke in das Leben und die Kultur dieser Epoche.

Moderne Ausgrabungen und Forschung

Bedeutende Ausgrabungen seit 1998

Seit 1998 haben zahlreiche bedeutende Ausgrabungen in Braunschweig und Umgebung stattgefunden. Diese Ausgrabungen haben unser Verständnis der regionalen Geschichte erheblich erweitert. Ein Beispiel ist die gezielte Ausgrabung in der Unterstadt unter der Leitung von Dr. Immo Heske und seinem internationalen, multidisziplinären Team. Diese Arbeiten haben vielfältige Einblicke in das Leben und den Alltag vor 3000 Jahren ermöglicht.

Rolle des Braunschweigischen Landesmuseums

Das Braunschweigische Landesmuseum spielt eine zentrale Rolle bei der Erforschung und Präsentation archäologischer Funde. Es unterstützt nicht nur die Ausgrabungen, sondern auch die Konservierung und Ausstellung der Artefakte. Das Museum arbeitet eng mit internationalen Forschungsteams zusammen, um die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Ausstellungen zu integrieren.

Beiträge der Freunde der Archäologie im Braunschweiger Land

Die Freunde der Archäologie im Braunschweiger Land tragen wesentlich zur archäologischen Forschung bei. Sie unterstützen Projekte finanziell und organisatorisch und fördern das öffentliche Interesse an der Archäologie. Ihre Beiträge haben es ermöglicht, zahlreiche Fundstellen zu untersuchen und die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die moderne archäologische Forschung in Braunschweig ist ein Gemeinschaftswerk, das durch die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern, Museen und engagierten Bürgern getragen wird.

Archäologische Museen und Ausstellungen

Das Archäologische Museum in Wolfenbüttel bietet auf über 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Region. Besonders beeindruckend ist die Präsentation des ersten bekannten menschlichen Einwohners Braunschweigs, eines Neandertalers.

Das Historische Museum Schloss Gifhorn zeigt eine Vielzahl von Exponaten aus verschiedenen Epochen. Besucher können hier die Entwicklung der Region von der Steinzeit bis zur Neuzeit nachvollziehen.

Das Geopark-Informationszentrum in Königslutter bietet spannende Einblicke in die geologische und archäologische Geschichte der Region. Hier werden nicht nur Funde ausgestellt, sondern auch die geologischen Prozesse erklärt, die zur Entstehung dieser Funde geführt haben.

Die archäologischen Museen und Ausstellungen in der Region Braunschweig bieten eine faszinierende Reise durch die Zeit und ermöglichen es den Besuchern, die Geschichte hautnah zu erleben.

Fazit

Die archäologischen Funde in Braunschweig bieten faszinierende Einblicke in die Vergangenheit und lassen uns die Geschichte dieser Region auf lebendige Weise erleben. Von den frühesten menschlichen Bewohnern bis hin zu mittelalterlichen Siedlungen zeigen die Entdeckungen die Entwicklung und den Wandel der Gesellschaft im Laufe der Jahrtausende. Die zahlreichen Museen und Ausstellungen in der Region, wie das Braunschweigische Landesmuseum und das Archäologische Museum in Wolfenbüttel, tragen dazu bei, dieses Wissen zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Durch die kontinuierliche Arbeit von Archäologen und Historikern wird unser Verständnis der Vergangenheit stetig erweitert und vertieft. Diese Funde sind nicht nur von wissenschaftlichem Interesse, sondern auch von kultureller Bedeutung, da sie uns helfen, unsere Wurzeln und die Geschichte unserer Vorfahren besser zu verstehen.

Häufig gestellte Fragen

Welche bedeutenden archäologischen Funde wurden in Braunschweig gemacht?

In Braunschweig wurden zahlreiche bedeutende Funde gemacht, darunter Werkzeuge und Alltagsgegenstände aus der Steinzeit, bronzezeitliche Siedlungsstrukturen und römische Artefakte.

Wo kann man archäologische Ausstellungen in der Region besuchen?

In der Region gibt es mehrere Museen mit archäologischen Ausstellungen, darunter das Archäologische Museum in Wolfenbüttel, das Historische Museum Schloss Gifhorn und das Geopark-Informationszentrum in Königslutter.

Welche Rolle spielt das Braunschweigische Landesmuseum in der Archäologie?

Das Braunschweigische Landesmuseum spielt eine zentrale Rolle in der archäologischen Forschung und Präsentation in der Region. Es führt bedeutende Ausgrabungen durch und zeigt die Funde in seinen Ausstellungen.

Was wurde bei den Ausgrabungen im Lübecker Kaufleuteviertel entdeckt?

Bei den Ausgrabungen im Lübecker Kaufleuteviertel wurden zahlreiche Funde gemacht, die Einblicke in das mittelalterliche Leben und die Handelsbeziehungen der Hansestadt geben.

Welche Einflüsse hatten die Römer auf die Region Braunschweig?

Die Römer hatten bedeutenden Einfluss auf die Region Braunschweig, insbesondere durch den Handel und kulturellen Austausch, wie zahlreiche römische Artefakte belegen.

Seit wann gibt es moderne archäologische Ausgrabungen in Braunschweig?

Moderne archäologische Ausgrabungen in Braunschweig gibt es seit 1998, initiiert durch das Braunschweigische Landesmuseum und unterstützt von den Freunden der Archäologie im Braunschweiger Land.

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